27. und 28.3.2009, 20.00 Uhr

Emmaus-Kirche

Passionskonzert
Werke von W. Rihm, H. Schütz, H. Duparc, J. Brahms und I. Schulz

 

  • Wolfgang Rihm (*1952): Bann, Nachtschwärmerei (1980)
  • Heinrich Schütz (1585-1672): Fünf Motetten aus "Cantiones Sacrae 1625"
  • Henri Duparc (1848-1933): Lamento (Fassung für Chor und Klavier)
  • Johannes Brahms (1833-1897): Capriccio g-Moll op.116.3
  • Ingo Schulz (*1962): Der andere Plan - eine Passion nach Paul Gerhardt, dem Evangelisten Lukas und Andreas Eschbach (2008)*

*Wiederholung wegen des großen Erfolgs!
2008 wurde die Passion von Ingo Schulz mit großem Erfolg uraufgeführt. Da wegen eines Streiks der Verkehrsbetriebe viele Menschen diesem Ereignis nicht beiwohnen konnten, wiederholen wir das Werk in diesem Jahr. Lassen Sie sich die Chance, diese neue Passion - in anderem musikalischen Umfeld - neu oder zum zweiten Mal zu hören, nicht entgehen!

 

Eintritt: EUR 12,- (10,-)
(nummerierte Plätze)
VVK 10,- (8,-)

Vorverkauf bis 23.3.2009 unter 030/616 93 10 und über den Chor.

 

Die Mitwirkenden:

 

 

Zum Werk "Der andere Plan":
„Plötzlich wusste Stephen, warum sie diesen Mann hatten kreuzigen müssen. Er musste ihnen abgrundtiefe Angst gemacht haben. Vor seiner Lebendigkeit mussten sie sich wie tot gefühlt haben, und sie mussten ihn gehasst haben dafür.
[...] doch seine Priester hatten ausgerechnet den toten Jesus zu ihrer Ikone erwählt, den Gekreuzigten, das Sinnbild dafür, dass die Menschheit ein unermessliches Geschenk zurückgewiesen hatte.
Stephen erkannte voller Trauer die Wahrheit: Dieser Mann hätte lange, lange leben sollen.“

 

Ein Bericht zur Uraufführung 2008:
Man liest im Vorwort: "Das "Skelett" des Werkes bildet der Choral "Befiehl du deine Wege"..... Die zwei Basslinien, die das Werk durchziehen, sind konsequent aus dem Lied gebildet: Die Orgel spielt im Pedal eine Strophe des Liedes, unendlich langsam, gedehnt auf über 25 Minuten; das Klavier spielt in der gleichen Zeit alle zwölf Strophen des Liedes, also 12 mal so schnell wie die Orgel, aber immer noch unendlich langsam. An den Stellen, in denen der Eschbach-Text in das Werk "einbricht", pausieren die Basslinien, die Zeit bleibt stehen." Es ist gut, dies zu lesen und zu wissen, zu hören ist es nicht. Was aber hört man? Eine anrührende Musik und ein leidenschaftliches Plädoyer für das Leben, insbesondere, wenn der Sprecher den (zugegebenermaßen leider manchmal etwas in die Nähe von Kitsch geratenden) Eschbach-Text vorträgt: "Plötzlich wusste Stephen, warum sie diesen Mann hatten kreuzigen müssen. Er musste ihnen abgrundtiefe Angst gemacht haben. Vor seiner Lebendigkeit mussten sie sich wie tot gefühlt haben, und sie mussten ihn gehasst haben dafür. Vor seiner natürlichen Autorität mussten sie sich lächerlich vorgekommen sein mit ihren Ämtern und Würden und Rangabzeichen, und das musste sie zutiefst verletzt haben. Doch die Kirche, die sich auf ihn berief, hatte ihm noch viel Schlimmeres angetan als die jüdischen Hohepriester. Seine Botschaft, seine Ausstrahlung, sein ganzes Wesen war Lebendigkeit gewesen, Bejahung, Fülle - doch seine Priester hatten ausgerechnet den toten Jesus zu ihrer Ikone erwählt, den Gekreuzigten, das Sinnbild dafür, dass die Menschheit ein unermessliches Geschenk zurückgewiesen hatte. Stephen erkannte voller Trauer die Wahrheit: Dieser Mann hätte lange, lange leben sollen."
So steht dieser andere Plan neben den bekannten Lukas- und Gerhardt-Texten. Und diese Spannung macht die Brisanz des Werkes aus. Die Musik von Ingo Schulz orientiert sich in erster Linie an den üblichen Melodien der Gerhardtschen Choräle. Klangflächen entstehen, wenn verschiedene Choralmelodien und -texte gleichzeitig erklingen. Ergänzt wird das melodische Material hin und wieder durch Ganzton- und chromatische Skalen. Den (auf deutsch) gesungenen Evangelientexten liegen die Melodien "Befiehl du deine Wege", "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld" und "O Haupt voll Blut und Wunden" zugrunde. Die Jesusworte und einige besonders dramatische Stellen sind frei, ohne Bezug auf bekannte Melodien komponiert. Teile des Evangelientextes sind dem Sprecher übertragen, der diese in der lateinischen Fassung der Nova Vulgata vorträgt. Letzteres verstärkt den ohnehin in der Musik angelegten Kontrast zwischen den traditionellen und den (ausschließlich gesprochenen) Eschbach Texten erheblich. Dankenswerter Weise findet man das komplette Aufführungsmaterial zum freien Herunterladen unter www.musik-art.de im Internet. Unter derselben Adresse ist auch die CD - Bestellung möglich. Für Chöre, die achtstimmig besetzt, fleißig und neugierig auf neue Klänge sind, findet sich hier vielleicht der andere Plan für die nächste Passionsmusik. Nach der beeindruckenden Uraufführung im März 08 in der Berlin-Kreuzberger Emmauskirche unter Leitung des Komponisten wären dem Werk viele weitere Aufführungen zu wünschen.
Lothar Kirchbaum (Landessingwart Ev. Kirche Berlin-Brandenburg)