Deutschland, ein Wintermärchen

Foto Leon Schidlowsky
(© David Schidlowsky)

Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie,
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie!
(Friedrich Schiller)


Leon Schidlowsky schrieb "Deutschland, ein Wintermärchen" im Jahr 1979.
Das Werk ist in sieben farbigen Graphiken notiert und eines der wenigen Stücke aus dieser Zeit, die noch nie aufgeführt wurden.
Aus Anlass des 75. Geburtstags des Komponisten erfüllen wir gern seinen Wunsch dieses Stück endlich erklingen zu lassen.
Die kollagenhafte Technik der Partitur erlaubt es uns, Teile, die vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß erscheinen, zu aktualisieren. Obwohl die hier verwendete Art der Musiknotation inzwischen "aus der Mode gekommen" ist, zeigt sich doch immer wieder wie überraschend aktuell sie ist.

Die Satzbezeichnungen des Werkes:
1. Du sollst nicht
2. Du darfst nicht
3. Du kannst nicht
4. Zur Sache
5. Weltanschauung
6. Wer ist schuldig
7. Der Traum vom Vierten Reich

lassen keine "leichte Kost" erwarten. Das Werk reflektiert Schidlowskys Erfahrungen auf den wichtigsten Stationen seines Lebens - Chile - Deutschland - Israel und immer wieder Deutschland. Schidlowskys Verehrung für die deutsche Literatur, für deutsche Dichter und Denker, genauso wie sein Erschrecken über das historische und das aktuelle Deutschland, aber auch die historische wie die aktuelle Situation auf diesem Planeten Erde spiegeln sich in dem Werk.

"Original Heinrich Heine - but I change it", so schrieb mir der Komponist in den kurzen Erläuterungen zum Werk. Und so suchen wir Heine eher vergeblich, finden statt dessen ein Stimmungsbild, ein düsteres, aber nicht aussichtsloses. Die gemeinsam mit dem Komponisten entstandene Idee, das Werk mit dem diesen Text einleitenden Schiller-Zitat aus "An die Freunde" zu beginnen und mit dem unten stehenden Auszug aus Brechts "An die Nachgeborenen" enden zu lassen, verweist auf die auch in diesem Werk Schidlowskys vorhandene - für ihn so typische - Sehnsucht und Hoffnung auf Veränderung, die Hoffnung, dass unsere Musik zu einer besseren Welt beitragen möge.

Ach, wir
die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird,
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist,
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

So verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war!
(Berthold Brecht)

 

 

Die Graphiken (Original ca. 110x73 cm)

(Der Abdruck der Bilder erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Komponisten)

1. Du sollst nicht
Chor, (Sprecher), Solo, Klavier, Tamtams, Gongs, Becken

 

2. Du darfst nicht
Chor, Solo, Klavier, Marimbaphon, Vibraphon

 

3. Du kannst nicht
Solo, Tamtams

 

4. Zur Sache
Solo, Chor

 

5. Weltanschauung
Solo, Klavier, Tamtams, Gongs

 

6. Wer ist schuldig
Sprecher, Chor, Klavier, Becken, Gongs, Tamtams

 

7. Der Traum vom Vierten Reich
Chor, kleine Trommeln, große Trommeln

 

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