John Rutter wurde 1945 in London geboren und erhielt seine erste musikalische Ausbildung als Chorsänger an der Highgate School. Er studierte Musik am Clare College in Cambridge, wo er bereits vor seinem Abschluss erste Kompositionen veröffentlichte und erste Plattenaufnahmen machte.
Seine Arbeit als Komponist umfasst sowohl große als auch kleinere Chor-Werke, zahlreiche Orchester- und Instrumentalstücke, ein Klavierkonzert, zwei Kinderopern, Musik für das Fernsehen und Auftragswerke für Gruppen wie Philip Jones Brass Ensemble und die King's Singers. Seine größeren Chorwerke "Requiem" (1985) und "Magnificat" (1990) sind viele Male in Großbritannien, den USA und einer wachsender Anzahl anderer Länder aufgeführt worden.
Von 1975 bis 1979 war John Rutter Musikdirektor am Clare College, dessen Chor er in vielen Sendungen und Aufnahmen dirigierte. Nachdem er seine Position am Clare College aufgegeben hatte, um mehr Zeit für das Komponieren zu haben, formte er die Cambridge Singers zu einem professionellen Kammerchor. Heute teilt er seine Zeit zwischen Chorleitung und Komponieren auf. Er hat Gastleitungen und Vorträge in vielen Konzertsälen, Universitäten, Kirchen, Musikfestivals und Konferenzen in Europa, Skandinavien und in Nordamerika übernommen. 1980 wurde er Ehrenmitglied am Westminster Choir College in Princton und 1988 Mitglied der Kirchenmusiker-Vereinigung.
Der spontane Erfolg des "Requiems" (1985), das Rutter dem Andenken seines Vaters widmete, der im voraufgegangenen Jahr gestorben war und dessen Initialen die Widmung schmücken, kam geradezu einem Wunder gleich. In den ersten sechs Monaten nach seiner Veröffentlichung erlebte das Werk allein in Amerika über fünfhundert Aufführungen. Das Requiem vermittelt eine von Rutters eigenem Verlust in jener Zeit geprägte Stimmung des Trostes. Das Werk ist in einer Musiksprache gehalten, die der Komponist beschrieb als "eine, die meinem Vater persönlich sehr gefallen hätte". Es bezieht seine Inspiration nicht zuletzt aus Gabriel Faurés 1888 entstandenem Requiem. Mitte der 1980er Jahre studierte Rutter das kurz zuvor wiederentdeckte Manuskript Faurés in der Pariser Bibliotheque Nationale. Als er die kostbaren Partiturseiten mit ihrem Wechselspiel von Soloinstrumental- und Chorpassagen in der Hand hielt, kam ihm die Idee zu einem zeitgenössischen Requiem fernab der gewaltigen, dunklen Klangfarben und dramatischen Rhythmen eines Berlioz, Verdi oder Britten. Dieses Werk sollte eine persönliche Auswahl aus dem 1662 erschienenen Book of Common Prayer enthalten sowie die von der Liturgie vorgeschriebenen Texte; vor allem aber sollte es ein "Requiem unserer Zeit" sein. Die beiden Fassungen des Requiems, die Orchesterversion und die Fassung für Kammerorchester, wurden gleichzeitig komponiert.
Eine bogenartige Architektur verleiht dem Requiem eine Balance, eine besondere Geschlossenheit. Der erste und letzte Satz (mit Texten aus der Missa pro defunctis) sind Gebete zu Gott, wobei die Pauken des einleitenden Trauermarschs im "Requiem aeternam" im abschließenden "Lux aetema" scheinbar abgemildert werden zu einem Herzschlag, der eine langsamere, mystische Rückkehr des Eingangsmaterials begleitet.