Rechtsruck! Was jetzt?

Diese Fragestellung hat der Gemeindekirchenrat in der Oktobersitzung am 17.10.2018 zum Anlass genommen, um darüber nachzudenken, welchen Standpunkt die Gemeinde im Zusammenhang gegen die Radikalisierung der rechtsextremen Parteien, der ...gidas und den Neonazis einnehmen will. Wir wollen dem schleichenden Gift der Wörter ("das wird man ja wohl noch sagen dürfen...." ) in die Gesellschaft und gesellschaftlichen Gruppen etwas entgegensetzen. Die Beiträge der AFD im Bundestag wecken grauenvolle Erinnerungen. Es werden einzelne Menschen, ganze Gruppen und Benachteiligte beleidigt und gekränkt. Diese Hetzreden bewegen sich gerade so im Bereich des noch nicht justiziablen Erfassens. Es sind Worte, die die Würde der Betroffenen herabsetzen, missachten und beschädigen. "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Und zwar nicht nur die einer bestimmtem Gruppe, sondern aller Menschen. Bei allem Streit um politische Wege, gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und individuellen Ansichten, ist diese Aussage der erste und oberste Leitsatz.

Was also können wir in unserer Gemeinde tun? Eine gewisse Hilflosigkeit war zu spüren. Aber wir fangen damit an, dass wir Menschen in der Gemeinde suchen, die sich an einer stetigen Diskussion und Auseinandersetzung mit diesem Thema beteiligen wollen.

Unter mdi@posteo.de und di-fra@freenet.de oder gemeinde@emmaus.de erwarten wir eure Anfragen und euer Interesse.

Als ersten konkreten Schritt werden wir hier eine Liste von Links über lokale, aber auch überregionale Initiativen zusammenstellen; die regelmäßig aktualisiert wird. Ausserdem eine Literaturliste von interessanten Büchern zum Thema, die auf entsprechende Artikel hinweisen.

Kommunikationstraining
Umgang mit autoritären Argumentations- und Verhaltensmustern
14.9.2019

Links zum Thema Rechtsruck

Bücher und Mutmacher zum Thema Rechtsruck

Der neue Antisemitismus

Deborah Lipstadt
Verlag Piper; 24 €
Erschienen am 02.11.2018
EAN 978-3-8270-1340-8

Achtzig Jahre nach der Reichspogromnacht steigt die Zahl antisemitischer Übergriffe nicht nur in Deutschland, sondern weltweit an. Doch was genau ist Antisemitismus, wie zeigt er sich im täglichen Zusammenleben der Menschen? Die renommierte Historikerin Deborah Lipstadt geht einem Phänomen nach, das in jüngster Zeit wieder alarmierende Aktualität erfährt.

Biografie

Deborah Lipstadt, geboren 1947 in New York, ist Historikerin und eine der renommiertesten Forscherinnen zum Holocaust weltweit. Seit 2014 lehrt sie Moderne Jüdische Geschichte und Holocaust-Studien an der Emory University in Atlanta. Große, internationale Aufmerksamkeit erlangte ihre Geschichte der Holocaustleugnung. Der britische Holocaustleugner David Irving verklagte Lipstadt wegen der ihn betreffenden Aussagen vor einem Londoner Gericht. Das Urteil des aufsehenerregenden Prozesses bestätigte, dass Irving die historischen Fakten systematisch manipulierte, und gab Lipstadt in allen wesentlichen Punkten recht. Im Mai 2018 wurde Deborah Lipstadt mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis ausgezeichnet.

Wer wir sein könnten

Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht

Robert Habeck
Verlag Kiepenheuer & Witsch; 14€
Erschienen am: 08.10.2018
ISBN: 978-3-462-31982-8

“Wie wir sprechen, entscheidet darüber, wer wir sind — auch und gerade in der Politik.”
Klug, leidenschaftlich und anschaulich geht Grünen-Chef Robert Habeck in seinem neuen Buch dem Zusammenhang von Sprache und Politik nach, erkundet den Unterschied zwischen totalitärer und offener Sprache — und skizziert damit eine Poetik des demokratischen Sprechens, die Mut macht, sich einzumischen und für unsere Demokratie einzustehen.

Biografie

Robert Habeck, geboren 1969 in Lübeck, Studium der Philosophie und Philologie in Freiburg i.Br. und Hamburg. 2000 Promotion zum Doktor der Philosophie. Seit 1999 arbeitete er gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch als Schriftsteller. Seit Anfang 2018 ist der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Parteivorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Bei Kiepenheuer & Witsch erschien 2016 seine politische Autobiografie “Wer wagt, beginnt”. Mit seiner Frau Andrea Paluch und vier gemeinsamen Söhnen lebt er in Flensburg.

Eine Frage der Moral

Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen

Anatol Stefanowitsch
Verlag Bibliographisches Institut, Berlin;
Erschienen: 1. März 2018
ISBN-13: 9783411743582
ISBN-10: 3411743581
Artikelnr.: 50301860

"Sprachpolizei", "Moralapostel", "Genderkrampf" - warum erhitzen sich die Gemüter so an Political Correctness? Warum protestieren Menschen gegen die Bekämpfung von sexistischem und rassistischem Sprachgebrauch? Der Sprachwissenschaftler und Blogger Anatol Stefanowitsch analysiert aufgeheizte Debatten der letzten Jahre: "Gerechte Sprache allein schafft noch keine gerechte Welt. Aber indem wir sie verwenden, zeigen wir, dass wir eine gerechte Welt überhaupt wollen."

Biografie

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache.

Zuversicht

Die Kraft der inneren Freiheit und warum sie heute wichtiger ist denn je

Ulrich Schnabel
Verlag Blessing; 22€
Erschienen: 12.11.2018
ISBN: 978-3-89667-513-2

Warum ist Stephen Hawking an seiner Lähmung nicht verzweifelt? Was hilft angesichts einer Krebserkrankung, die Zuversicht nicht zu verlieren? Und wie bewahrt man seinen Lebensmut, wenn sich die Welt radikal wandelt und man vielfach nur noch Gründe zur Hoffnungslosigkeit zu entdecken vermag? Ulrich Schnabel erzählt von Menschen, die selbst unter schwierigsten äußeren Bedingungen den Lebensmut nicht verloren; er befragt Psychologen, Soziologinnen, Politiker oder Philosophinnen nach ihren Erkenntnissen und Rezepten und berichtet in zahlreichen Geschichten von der Kunst, auch in unerfreulichen, düsteren oder gar aussichtslos erscheinenden Situationen die richtige innere Haltung zu finden.

Biografie

Ulrich Schnabel, geboren 1962, studierte Physik und Publizistik in Karlsruhe und Berlin und ist Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT. Ulrich Schnabel schrieb in der ZEIT und in GEO viel beachtete Artikel über Religion und Bewusstseinsforschung und wurde 2006 mit dem »Georg von Holtzbrinck-Preis« für Wissenschaftsjournalismus ausgezeichnet. Drei Jahre später veröffentlichte er bei Blessing: "Die Vermessung des Glaubens". Es wurde von "Bild der Wissenschaft" als "Wissenschaftsbuch des Jahres 2009" ausgezeichnet. Im Oktober 2010 erhielt Schnabel ferner den Werner und Inge Grüter-Preis für Wissenschaftsvermittlung. Sein Buch "Muße. Vom Glück des Nichtstuns" (2010) wurde ein Best- und Longseller. 2015 veröffentlichte er bei Blessing "Was kostet ein Lächeln? Von der Macht der Emotionen in unserer Gesellschaft."

LTI (Lingua Tertii Imperii

Notizbuch eines Philologen

Victor Klemperer
Verlag Reclam; 9,90€
ISBN 978-3-150-20149-7

Der jüdische Romanist Victor Klemperer hat während der Hitler-Herrschaft die Sprache der Nationalsozialisten analysiert und dokumentiert. Er zeigt in “LTI” (Lingua Tertii Imperii) die Manipulation der Menschen mit Stilmitteln wie dem Superlativ.

“Sprache ist mehr als Blut”. Dieser Ausspruch des jüdischen Religionswissenschaftlers Franz Rosenzweig, 1929 verstorben, setzt die gesellschaftlich-kulturelle Prägung vor die Biologie. Dem jüdischen Romanisten Victor Klemperer diente dieser Satz als Leitgedanke bei seiner Studie über die Sprache des Dritten Reiches. Blut war in der Nazi-Ideologie ein Schlüsselwort. Ständig faselte sie von Blutreinheit und meinte damit eine nichtjüdische Menschengruppe oder, in ihrer Terminologie, die arische, die nordische Rasse. Klemperer war bis zu Beginn der Hitlerherrschaft Ordinarius an der Technischen Universität Dresden. 1935 verlor er seine Professur. Er verlor seine Freunde. Er lebte mit seiner nichtjüdischen Ehefrau in sogenannter privilegierter Mischehe, was ihn vor der Deportation lange bewahren konnte. Er wohnte in einem Dresdner Vorort, später in einem sogenannten Judenhaus. Er musste Fabrikarbeit leisten. Immer blieb ihm die Sprache: die eigene, als sein Instrument, und die seiner Gegner, als Objekt seiner Untersuchung.