Ulla Franken - ein Nachruf
"Ich muß nicht achtzig werden, damit mein Leben erfolgreich ist. Ich kann sterben und trotzdem gewiss sein, dass mein Leben eine Geschichte wird, eine Geschichte wie die Auferstehung Jesu. Manche werden diese Geschichte nicht mehr erlebt haben, und trotzdem wird sie eine Bedeutung haben."
Es ist ein Vierteljahr her, dass Ulla Franken diese Sätze in einer Radiosendung gesagt hat. Gezeichnet von ihrer schweren Krebserkrankung, war Auferstehung für sie kein Thema theologischer Fachsimpeleien, sondern Erfahrungs-und Hoffnungspotential im eigenen Leben. Diese Haltung, nämlich all die theologischen Begriffe, die Pfarrerinnen und Pfarrer oft im Munde führen, auf ihre Bewährung im praktischen Leben zu überprüfen, hat Ulla immer ausgezeichnet. Sie war radikal, im besten Sinne des Wortes, sie ging den Dingen auf den Grund, bis an die Wurzel. Hartnäckig, engagiert, leidenschaftlich - ob es bei Diskussionen im Predigerseminar/PTA war, in ihrer, der Emmaus-Ölberg- Gemeinde oder im Kreiskirchenrat, überall, wo sie sich einmischte, wurde es spannend, forderte sie sich und andere heraus. Natürlich war das nicht immer einfach, Ulla war sehr direkt, und es ging hart zur Sache - aber eben um der Sache willen. Sachlich wie persönlich hat sie viele von uns, ihren Kollegen und Freundinnen weitergebracht. Ehrlich, mitunter schonungslos sich selber und anderen gegenüber, hat sie sich und uns an die eigenen Grenzen und zu neuen Erkenntnissen geführt. Eines war Ulla dabei nie: Verbissen. Davor bewahrte sie schon ihr trockener Humor. Sie konnte herzhaft, auch über sich selber, lachen, und Lebensfreude, Genuss und Sinnlichkeit gehörten zu ihrem Alltag, bis zuletzt. Die Wahrhaftigkeit, mit der sie, gemeinsam mit ihrem Mann Peter und den (fast) erwachsenen Kindern Florian und Grietje auch ihre letzte Wegstrecke zurückgelegt hat, ist für alle, die sie begleiten durften, ein eindrucksvolles Zeugnis gelebten Christseins gewesen. In der Emmaus-Kirche, in der sie vor 11 Jahren ordiniert worden war, haben wir am 24. Juni den Trauergottesdienst für Ulla gefeiert. Sie ist nicht einmal fünfundvierzig Jahre alt geworden, aber ihr Leben wird eine Geschichte werden und eine Bedeutung haben, wie die Geschichte und die Auferstehung Jesu, die sie mit ihrem Leben verwoben und weitergeschrieben hat.
Jutta Schreur, Berlin, Juni 2000