Zu dieser Ausagbe
Nach der erfolgreichen Uraufführung meiner Kammerfassung der "Messa di Gloria" von Puccini im Jahr 2004, die immerhin dazu führte, dass das Werk in dieser Fassung inzwischen weltweit mehr als 20 Mal zu hören war, hatte ich zwar viele Ideen, aber erst einmal nicht die Kraft, gleich wieder ein solches Unterfangen zu beginnen.
Alle weiteren Werke, die ich gerne für kleinere Besetzungen umschreiben wollte, stellten deutlich höhere Anforderungen an die klangliche Umsetzung, und es war nicht nur Zeitmangel, sondern auch Respekt vor dem zu Leistenden, der mich eine Weile Abstand halten ließ.
Doch irgendwann sollte das Deutsche Requiem von Johannes Brahms in der Kreuzberger Emmaus-Kirche erklingen, und ich wollte das nur in einer Neufassung der Partitur versuchen, die - falls sie gelänge - ja auch vielen anderen Chören helfen würde.
Oft bin ich gefragt worden: "Darf man denn das?"
Ich denke, ja, man darf und sollte vielleicht sogar.
Die Verhältnisse haben sich seit Brahms' Zeiten sehr geändert. Im 19. Jahrhundert hatten wir es meist mit riesigen, sehr leistungsfähigen Chören des Bürgertums zu tun. Schnell standen da 200 SängerInnen auf der Bühne, die auch noch richtig gut waren. Das Orchester andererseits war deutlich leiser als wir es heute kennen. Die Instrumente sahen zwar fast aus wie unsere modernen, klangen aber leichter und leiser. Die Streichinstrumente waren mit Darmseiten bespannt, manche hatten noch eine alte Bauform, die eine deutlich geringere Saitenspannung zur Folge hatte. Die Blechblasinstrumente hatten noch kleinere Mensuren (Rohrdurchmesser), was einen schlankeren Klang ergab.
Wenn bei heutigen Konzerten oft bemängelt wird, der Chor sei nicht gut zu hören, liegt das auch an der Weiterentwicklung im Instrumentenbau, dem die menschliche Stimme nicht gewachsen ist.
So war ich also entschlossen, die ganze Partitur neu zu schreiben - nicht nur aus finanziellen Nöten, sondern eben auch deshalb, weil eine Aufführung der originalen Fassung mit unseren heutigen Mitteln problematisch ist. Die Alternative - sehr großer Chor mit historischen Instrumenten - wäre sicher sehr interessant, bereitete dann aber wirklich riesige finanzielle Probleme.
Also entstand in vielen Stunden diese Neufassung des Requiems.
Mit nur neun Streichern, sieben Bläsern, Pauken, Harfe und Orgel, dazu zwei Solisten und ein Chor mit knapp 80 SängerInnen fand am 19.11.2010 die erfolgreiche Uraufführung in Berlin statt; Fachleute im Publikum lobten die Fassung.
Für weitere Aufführungen würde ich empfehlen, die Streicher etwas stärker zu besetzen: 3/3/3/2/2 wäre wohl angemessen; damit lässt sich dann auch umgehen, das zu oft zwei hohe Streicher unisono spielen müssen, eine heikle Konstellation (die bei einer 4er-Besetzung wegen der vielen Teilungen wieder auftauchen würde).
Berlin, Dezember 2010
Die mir bekannten Klavierauszüge sind identisch und können alle für den Chor verwendet werden.
Fehler in Partitur und Stimmen bitte an ingo.schulz@musik-art.de senden.
Bekannte Fehler: Satz IV, T. 178/179 fehlt der Bogen in orn und Posaune.
Das Copyright
Die Noten dieser Ausgabe sind frei im Internet erhältlich, was nicht heißt, dass das Werk in dieser Fassung ungeschützt ist!
Concerning this edition
After the successful world premiere of my version for chamber orchestra of Puccini's "Missa di gloria" in 2004, which entailed more than 20 performances of this version worldwide, I had many ideas, but not the energy to recommence such an undertaking.
All the works I considered worth being rewritten for smaller instrumentation, revealed very high sound demands and it was not only the lack of time but also the respect for the effort that made me refrain from it.
But, one day, Johannes Brahms' Requiem was to be performed in the Emmaus Church in Kreuzberg and I wished it to be done in a new version of the score, which, in case of succeeding, would also be helpful to countless other choirs.
I have been asked many times "Has one the right to do such a thing?"
I think, one has the right and eventually, one must do it.
The world has changed since Brahms' time. In 19th century, there were huge middle-class choirs with a high-capacity. Very quickly, 200 good singing singers were assembled on stage. On the other hand, orchestras were less louder than nowadays. The instruments resembled the contemporary ones, but sounded quieter and lighter.
The bow instruments were strung with gut strings, some were old shaped, which resulted in a very low string tension. The brass instruments still had small diapasons, this led to a leaner sound.
In today's concerts, the choirs are often criticized as to be not loud enough and not good to hear. This is a result of the f instruments' development, it cannot be followed by the human voice.
I was convinced to rewrite the whole score - not only because of financial matters - but also, because a performance of the original score bears a few risks. The alternative - huge choir with historic instruments - would surely be interesting but would mean enormous financial problems.
So, in uncountable hours, the new version of the Requiem came to life. With only nine string instruments, seven wind instruments, timbal, harp and organ, joined by two soloists and a choir with 80 singers, the successful world premiere took place on November 19th 2010 in Berlin. Experts in the audience commended the new score.
For performances in the future, I would recommend more string instruments. 3/3/3/2/2 would be appropriate, this would also avoid the fact that two high strings play in unison too often (with instrumentation of four, the same problem would occur because of the countless splittings).
Berlin, December 2010
The piano scores I know seem to be all the same, so You can use them all.
If you do find any errors please notify ingo.schulz@musik-art.de.
Copyright
This edition is provided free of charge over the internet. However, we do have the copyright to this edition. Performances and recordings have to be registered with GEMA or the responsible collecting society in your country. In any case, we would like to know when this edition is to be performed.